Wie erlebst Du den Umgang mit Patient*innen in der momentanen Lage?
Ich arbeite nicht mit Patient*innen, sondern mit Menschen, die freiwillig Blut spenden, zusammen. Wir versuchen den Schutz für alle Spender*innen zu gewährleisten, indem sie von uns Masken erhalten und wir darauf achten, dass Menschen mit Risikokontakten derzeit keinen Zutritt zu Blutspendelokalen haben.
Wie sieht Dein (Arbeits-)Alltag momentan aus und was hat sich verändert?
Ich bin als Ärztin bei einer Blutspende-Einrichtung tätig. Alle Angestellten dort arbeiten gerade sehr viel, die meisten von uns mehr als sonst. Im Zuge der Corona-Pandemie gab es Aufrufe, dass mehr Menschen Blut spenden sollen. Diesem Aufruf sind in den ersten Wochen nach Einsetzen der Pandemie sehr viele Menschen gefolgt. Das ist auf jeden Fall eine super Sache, denn Blutkonserven werden benötigt. Für viele von uns istjedoch in der aktuellen Situation sehr herausfordernd, dass wir mehr Arbeit bei gleicher bzw. verringerter Personaldecke leisten müssen. Bei unserer Arbeit tragen wir seit einigen Wochen Masken. Auch in unserem Fall sind wir mit diesen mangelversorgt. Jede Person bekommt eine Maske pro Tag. Die meisten von uns gehen während ihrer Arbeit einer sprechenden Tätigkeit nach (z.B. Sprechen mit den Spender*innen). Dafür sind die Masken nicht gemacht. Wir sprechen also viele Stunden am Tag in die feuchten Masken und bekommen schlecht Luft.
Was wünschst Du Dir aktuell? Könnte etwas besser laufen?
Mein aktueller Wunsch bezieht sich auf eine bereits häufig geäußerte Forderung: ausreichend und angemessene Schutzkleidung für alle Gesundheitsarbeiter*innen, keine neoliberal-geprägte just-in-time Produktion von Schutzkleidung in Billiglohnländern sondern ausreichende Vorräte. Diese Produkte sollten allen Gesundheitseinrichtungen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten haben wir unsere Arbeitsabläufe so gut es uns möglich ist an die aktuelle Situation angepasst und ich denke, dass wir einen guten und wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten.
Hast Du Forderungen oder Ideen für ein Gesundheitssystem nach Corona? Was sollte sich langfristig ändern?
Gesundheit ist keine Ware! Mit ihr darf nicht spekuliert werden und sie darf kein Instrument des Kapitalismus sein. Ich fordere die Entprivatisierung von jeglichen Strukturen der Gesundheitsversorgung und die Rückführung in eine öffentliche, bedarfsgerechte Versorgung. Die von Neoliberalen so gerne zitierte „unsichtbare Hand des Marktes“ bewältigt keine Krisen, sie verursacht diese. Das Gesundheitssystem geht personell und kapazitär auf Grund des seit Jahren wachsenden Ökonomisierungsdruckes am Stock. Das gesamte medizinische Personal ist chronisch überlastet. Das ist eine Gefahr für die Versorgung von Patient*innen und führt zu Versorgungsengpässen in Pandemien, wie der Corona-Krise. Ich wünsche mir eine ideelle sowie materielle Mehrentlohnung für Personal im Reinigungswesen und Pflegekräfte sowie Arbeitszeitenlastung für Ärzt*innen.Gesundheit muss global gedacht werden. Alle Menschen haben das gleiche Recht auf medizinische Versorgung und körperlich Unversehrtheit, überall auf der Welt. Wenn die EU sich nicht darum schert, wie es den Menschen geht, die an ihren Grenzen sterben, hat sie versagt. Öffnet die Grenzen! Evakuiert Moria und alle Geflüchtetenlager unverzüglich!
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