Medizinstudentin, 25 Jahre, Innere Notaufnahme


Wie erlebst Du den Umgang  mit Patient*innen in der momentanen Lage? 

Zunächst war die Notaufnahme wohl deutlich leerer als sonst, da Leute mit eher nichtigen Beschwerden wohl Angst vor Ansteckung hatten. Doch das hat sich mittlerweile wieder relativiert und so kommen seit letzter Wochen neben den Akuten Myokardinfarkten auch wieder Patienten, die eigentlich nicht in eine Notaufnahme müssten. Patienten mit (Verdacht auf) Covid-19 werden in einem extra Container vor der Notaufnahme triagiert, angekündigt und isoliert in die Notaufnahme aufgenommen, bzw. bei leichten Symtompen direkt wieder nach Hause geschickt.

 


Fehlt es an etwas? Was sind gerade die größten Probleme?

Am Ende bin ich in der Notaufnahme über Bekannte untergekommen und dort ist man nun aber froh über meine Mithilfe. Bei klarem Ärzte-/Pflegekraftmangel kann ich diese Erfahrung wirklich nicht verstehen. Außerdem würde ich mir von der Uni mehr Kommunikation über den Ablauf unseres Semesters wünschen. Unser größtenteils praktisches Semester hätte am 30.03. beginnen sollen und wir haben immer noch keine Information, wie es bei uns nun laufen wird.


Wie sieht Dein (Arbeits-)Alltag momentan aus und was hat sich verändert?

Ich bin quasi nach dem Skiurlaub bei meinen Eltern gestrandet, da mein Bruder sich im Urlaub mit dem Coronavirus infiziert hat und wir zusammen in Quarantäne waren. Zurück nach Dresden zu fahren wäre für mich aufgrund der Unsicherheit, ob ich mich auch infiziert habe, keine Option gewesen, da ich den Zug hätte nehmen müssen und dort in einer WG lebe. Da ich so meine geplante Famulatur in Dresden nicht antreten konnte und meine Mithilfe an der Uni Dresden bisher nicht benötigt wurde, helfe ich spontan in einer internistischen Notaufnahme mit.


Was wünscht Du Dir aktuell? Könnte etwas besser laufen?

Da ich bereits am Ende meines Medizinstudiums bin und zu Beginn der Pandemie alle Prüfungen abgeschlossen hatte, habe ich momentan keine universitären Verpflichtungen und hätte, nach meiner Quarantäne, gerne sofort mitgeholfen. Dies war jedoch leider initial nirgends erwünscht und von der Registrierungsplattform der Uni Dresden habe ich bis heute nichts gehört. Krankenhäuser, denen ich meine Hilfe (medizinisch oder pflegerisch) angeboten habe, haben dankend abgelehnt. Fortsetzung siehe nächste Frage.


Machst Du Dir Sorgen im Arbeitsalltag oder bezogen auf die Zukunft?

Nein, ich bin bloß gespannt, ob sich unser Leben und Verhalten durch die aktuellen Maßnahmen zumindest teilweise verändern wird?


Hast Du Forderungen oder Ideen für ein Gesundheitssystem nach Corona? Was sollte sich langfristig ändern?

Prinzipiell finde ich, dass unser Studium viel praktischer gestaltet werden sollte, z.B. dass wir regelmäßig auf Stationen mitarbeiten und nicht bloß während der Famulaturen. Dann wäre es in speziellen Situationen wie dieser auch viel einfacher, unsere Mithilfe gleich einzuplanen und zu organisieren. Was mich stört, ist dass in der Politik viel über uns Medizinstudierende gesprochen wurde, doch meiner Ansicht nach, kaum mit uns – insbesondere mit den Studierenden, die kurz vor ihren Staatsexamina standen. Besonders tun mir die Studierenden aus Baden-Württemberg und Bayern leid, denen die Möglichkeit verwehrt wurde, ihr zweites Staatsexamen wie geplant zu schreiben, während es in allen anderen Bundesländern möglich war.