Wiebke, 27 Jahre, Anästhesiologische Intensivstation, Uniklinikum Dresden


Wie erlebst Du den Umgang  mit Patient*innen in der momentanen Lage?

Zu Beginn war der Umgang für mich schon sehr speziell. Die vielen Unklarheiten was Schutzmaßnahmen, aber auch die Behandlung angingen, führten zu Unsicherheiten. Die Arbeitsabläufe routinierten sich allerdings schnell und auch der Umgang mit unseren drei eingeflogenen EU-Mitbürger*innen empfinde ich als hochprofessionell, trotz erschwerter Kommunikation.

Da im normalen Betrieb der Intensivstation ebenfalls häufig schwer isolierte Patient*innen bei uns liegen, die mit zusätzlichen Schutzmaßnahmen gepflegt und behandelt werden müssen, kam es zu einer schnellen Anpassung und Gewöhnung.


Wie sieht Dein (Arbeits-)Alltag momentan aus und was hat sich verändert?

Ich arbeite neben dem Studium als Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Anästhesiologischen Intensivstation des Uniklinikums Dresden, welche zur Zeit als Corona-Intensivstation genutzt wird. Was sich primär verändert hat sind zuallererst unsere Eigenschutzmaßnahmen. Statt ganz normaler Dienstkleidung tragen wir jetzt Einmal-Kleidung, darüber einen Kittel, eine FFP3 Maske, zwei paar Handschuhe und wahlweise eine Schutzbrille oder einen Helm mit Visier. Außerdem sind wir von einem 3-Schichtsystem à 8 h auf ein 2-Schichtsystem à 12h gewechselt,um die Kontakte mit den Corona-Patient*innen so gering wie möglich zu halten.


Was wünschst Du Dir aktuell? Könnte etwas besser laufen?

Aktuell belastet mich am meisten, dass unser Land auf der einen Seite unfassbar viel Geld und Aufwand für unsere europäischen Nachbarn aufwendet, um Patient*innen aus anderen EU-Ländern einzufliegen, was ich auf jeden Fall als richtig und wichtig erachte. Auf der anderen Seite werden jedoch Menschen mit unklaren Aufenthaltsstatus in Flüchtlingslagern sich selbst und allen Krankheiten überlassen. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen aufhören Unterschiede auf Grund eines Passes zu machen und anfangen dort zu helfen, wo es nötig ist. 


Hast Du Forderungen oder Ideen für ein Gesundheitssystem nach Corona? Was sollte sich langfristig ändern?

Ich würde mir wünschen, dass bundesweit erkannt wird, was für ein Potential ein gutes Auswahlverfahren zur Studienplatzvergabe für die Unikliniken und ganz besonders für die Bürger*innen der jeweiligen Region hat. Sehr wenige Universitätsstädte haben in diesen Zeiten die Chance auf so viele Menschen mit medizinischer Berufsausbildung zurückgreifen zu können, welche momentan die Arbeitsabläufe in den Kliniken so maßgeblich mit tragen. Im Hinblick darauf würde ich mir wünschen, dass das Auswahlverfahren der medizinischen Fakultät wieder ein “Auswahlverfahren” wird, der NC nicht langfristig das einzige Entscheidungsmerkmal bleibt und auch andere Universitätsstädte ihre “Auswahlverfahren” verbessern.

Anmerkung: An der Medizinischen Fakultät der TU Dresden besteht im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Unis ein Auswahlverfahren, das bevorzugt Menschen mit Vorausbildung im medizinischen Bereich berücksichtig.