REPRESSION DURCH MEDIZIN – EINFACHE SPRACHE
In der DDR gab es in vielen Städten sogenannte „Geschlossene Venerologische Stationen“. Venerologie ist ein Bereich der Medizin, in dem es um Geschlechtskrankheiten (z.B. HIV, Syphilis, Gonorrhö etc.) geht. In solche Stationen wurden Frauen ab zwölf Jahren auch gegen ihren Willen eingewiesen, wenn sie unter dem Verdacht standen, eine Geschlechtskrankheit zu haben. Häufig war das aber nur ein Vorwand, denn die meisten waren gar nicht krank. Die Stationen waren eher dazu da, diejenigen Frauen, die dem Staat nicht gepasst haben, einzusperren und umzuerziehen. Um die Frauen einzuschüchtern und zu quälen, wurden auch medizinische Untersuchungen und Behandlungen eingesetzt. Diese wurden oft besonders grob und meistens auch ohne Grund durchgeführt. Viele der Frauen haben deshalb bis heute Angst vor Ärzt*innen – besonders vor Frauenärzt*innen. Sie trauen sich häufig nicht zum Arzt, was gefährlich für ihre Gesundheit sein kann. Manche haben außerdem Probleme, ihren Urin zu halten oder Schwierigkeiten mit dem Sex.
Lange Zeit wurde den Frauen nicht geglaubt, wenn sie von ihren Erfahrungen berichtet haben. Über das Thema wurde einfach geschwiegen. Inzwischen ist ein wenig Bewegung in die Sache gekommen und einigen Betroffenen wurde bereits vor Gericht recht gegeben. Aber leider wissen trotzdem noch viel zu wenige über das Thema Bescheid. Uns war und ist es wichtig, dass sich das ändert. Deshalb haben wir die Arbeitsgruppe Initiative zur Aufarbeitung der venerologischen Stationen der DDR gegründet und uns überlegt, wie wir das am besten erreichen.
Das haben wir bisher geschafft:
Im Sommer 2018 gab es einen Vortrag von Herrn Prof. Dr. Steger. Er beschäftigt sich schon lange mit den geschlossenen venerologischen Stationen und hat auch schon ein Buch darüber geschrieben. Anschließend hat Herr Rathenow noch kurz von seiner Arbeit erzählt. Er beschäftigt sich ebenfalls mit Unrecht, das in der DDR passiert ist, klärt darüber auf und hilft den Betroffen. Deshalb trägt er den Titel „Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“.
Weil sich viele Leute für den Vortrag interessiert haben, hat Herr Steger im Jahr darauf noch einen zweiten gehalten. Außerdem hat Frau Börner, die als Mädchen selbst in einer geschlossenen venerologischen Station eingesperrt war, bei einer weiteren Veranstaltung von ihren Erlebnissen erzählt. Die Fragen dazu hat Frau Neumann-Becker gestellt. Sie hat den gleichen Beruf wie Herr Rathenow – nur in Sachsen-Anhalt. Über Frau Börners Geschichte und das Gespräch mit Frau Neumann-Becker hat der MDR einen kurzen Film gedreht.
Hier kannst du dir den kurzen Beitrag ansehen: https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-307838.html